Ein besonderer Aspekt von Generalkonferenzen, den ich immer sehr geschätzt habe, ist die Internationalität. Es mag nicht jedermanns Ding sein, aber ich finde es interessant, Menschen aus verschiedenen Nationen zu treffen. Dafür bietet auch diese Weltsynode reichlich Gelegenheit.
Selbstgemachter Heuhaufen
Am Vorabend vor dem ersten vollen Sitzungstag gab es das erste gemeinsame Essen. Die Delegierten aus aller Herren Länder hatten sich in einer langen Reihe sehr diszipliniert angestellt. Ich bin flotten Schrittes mit der Kamera in der Hand die Schlange abgeschritten und habe fast eineinhalb Minuten gebraucht, bis ich das Ende erreicht hatte (wo ich mich dann auch brav angestellt habe!). Der Start des Essens verzögerte sich um zirka eine halbe Stunde. Dennoch gab es keine Unruhe, sondern allenfalls angeregte Gespräche und nette Begegnungen. Als sich dann die breiten Türen an mehreren Stellen öffneten, strömten alle in die große Halle mit den runden, weiß gedeckten Tischen.
Routiniert scannte das Personal die „Badges“ (Umhängeetiketten aus Plastik mit QR-Code) und leitete die Massen zu den Tischen, wo man sich in Selbstbedienung einen „Haystack“ zusammenbauen konnte. „Haystack“ ist wie auch „Potluck“ wohl eine adventistische Besonderheit. Für Uneingeweihte kommt ein „Haystack“ (Heuhaufen) einem Taco-Salat am nächsten. Es ist ein Gericht, bei dem Maischips zuerst auf den Teller kommen und dann je nach Geschmack weitere Zutaten wie Reis, Kidney- oder andere Bohnen, Tomatenstückchen, Salat, Oliven, saure Sahne usw. Für mich eine flexible, wohlschmeckende Mahlzeit, die leicht frisch zu halten ist und nicht zu viel Vorbereitungszeit erfordert. Allerdings: Bis jeder alles auf dem Teller hat, was der Gaumen begehrt, vergeht Zeit – Gelegenheit zum Meckern. Nicht hier. Es gab kein Gedränge, sondern verständnisvolles Warten, bis auch die kleine Tochter des Vordermanns endlich ihre Wahl getroffen und alles auf dem Teller hatte. Dann ging die Suche los: an welchem Tisch ist noch Platz?
Internationale Runde
Ich kam an einen Tisch zu sitzen, an dem schon drei Frauen mit dunkler Hautfarbe saßen. Kaum hatte ich mich gesetzt, kamen noch zwei weitere hinzu. „Wo kommt ihr alle her?“, fragte ich in die Runde. Die eine kam aus Florida, die nächste kam aus der Nähe von Boston, eine aus Gabun und die beiden Damen rechts von mir aus Malawi. Bei Malawi musste ich sofort an meine Malawi-Buntbarsche denken, die ich in früheren Jahren in meinem Aquarium gepflegt hatte. Die Augen der beiden malawischen Geschwister leuchteten auf, als ich sie auf ihre farbenfrohen Malawi-Fische ansprach. Schnell waren wir im Gespräch.
Gemeinsame Basis
Es ist immer wieder angenehm und beeindruckend, vom Glauben, aber auch von der Lebenshaltung von Menschen aus anderen Gegenden der Welt zu erfahren. Es gibt wahrscheinlich wenig solcher Veranstaltungen, in denen Menschen aus verschiedenen Ländern mit völlig verschiedenen Hintergründen so unkompliziert aufeinandertreffen. Dieses entspannte, fröhliche Miteinander liegt sicher daran, dass man sich durch den Glauben verbunden fühlt und auf ein gemeinsames Ziel zustrebt. Das ist ein Zweitnutzen von Konferenzen auf Weltebene, den ich vielen Gemeindemitgliedern wünschen würde. Der Aufwand und die Kosten machen das leider zu einer raren Gelegenheit. Und jenseits der Mahlzeiten bleibt für Delegierte, die im dichtgepackten Programm ihre Aufgabe ernstnehmen, dafür auch nur wenig Zeit. Schön ist es trotzdem.